22.08.2021 - 11:06:49

Durchschnittliches Betriebseinkommen im Agrarbereich langfristig gestiegen

Das durchschnittliche Einkommen der landwirtschaftlichen Betriebe in der Europäischen Union ist im Zeitraum von 2007 bis 2018 gestiegen, bewegte sich aber weiterhin auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.

Anteil Direktzahlungen landwirtschaftliches Einkommen
Die Direktzahlungen machen in der EU im Durchschnitt 28 % des landwirtschaftlichen Einkommens aus. (c) proplanta

Das geht aus der jüngsten Auswertung der Daten des Informationsnetzes landwirtschaftlicher Buchführungen (INLB) hervor, die kürzlich von der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission (DGAGRI) vorgelegt wurde. Demnach stieg das mittlere Betriebseinkommen beziehungsweise die Nettowertschöpfung von 28.800 Euro im Jahr 2007 auf 35.300 Euro im Jahr 2018. Maßgeblich dafür war ein Anstieg des Wertes der Agrarproduktion, der für die Veredlung auf 36 % und für die Pflanzenproduktion auf 34 % beziffert wird.

Die Direktzahlungen hatten im EU-Schnitt einen Anteil von 28 % am Betriebseinkommen. In Litauen war dieser Anteil mit 70 % am höchsten, gefolgt von Finnland und Estland mit 67 % beziehungsweise 66 %. In den Niederlanden erreichten die Prämien hingegen nur einen Anteil von 9 % am betrieblichen Einkommen. Ein wichtiges Standbein waren die Direktzahlungen EU-weit für die Weidemast, Mischbetriebe und Ackerbauern; hier machten die Gelder der Ersten Säule 40 % bis 54 % des Betriebsergebnisses aus.

Nur eine untergeordnete Rolle spielen die Prämien hingegen für die Winzer und den Gartenbau, wo die Anteile laut INLB lediglich 5 % beziehungsweise 2 % erreichten. Das höchste durchschnittliche Einkommen pro Jahresarbeitseinheit wurde laut dem Bericht mit 22.500 Euro im Jahr 2018 erwirtschaftet; das Niveau von 2007 wurde damit um 41 % übertroffen. Getragen wurde der Anstieg vom den höheren Betriebseinkommen und einem Rückgang des Arbeitsaufwandes.

Hinter den Durchschnittszahlen verbergen sich allerdings erhebliche Unterschiede, nicht nur zwischen den Mitgliedstaaten, sondern auch zwischen Altersgruppen und den Geschlechtern. Überdurchschnittlich hohe Einkommen pro Jahresarbeitseinheit konnten gemäß INLB Schweine- und Geflügelhalter sowie Winzer, Gartenbauer und Milchbauern erzielen. Unterdurchschnittlich verdienten hingegen die übrigen Bewirtschafter von Dauerkulturen sowie Weidemast- und Mischbetriebe.

Junglandwirte mit niedrigem Einkommen

Die höchsten Beträge pro Arbeitseinheit wurden im Nordwesten der EU erwirtschaftet, die niedrigsten im Osten. Von Frauen geleitete Betriebe erreichten im Mittel 38 % geringere Erlöse pro Einheit. Laut dem Bericht führen die weiblichen Betriebsleiter meist kleinere Unternehmen, was sowohl Fläche als auch Produktionsvolumen einschließt. Eine Ausnahme stellt allerdings Ungarn dar, wo laut INLB-Daten Betriebe aller Größenklassen höhere Einnahmen erwirtschaften, wenn eine Frau an der Spitze steht.

Bezogen auf das Alter mussten sich im Mittel der Gemeinschaft die Gruppe der Landwirte von maximal 40 Jahren mit den kleinsten Einkommen zufrieden geben; gefolgt von den über 60-Jährigen. Diese Gruppe stellt allerdings auf nationalem Niveau in den meisten Mitgliedstaaten die Geringverdiener unter den Landwirten.

Nach Angaben der DGAGRI dieser vermeintliche Widerspruch damit zu erklären, dass die überwiegende Mehrheit der Junglandwirte in Ländern mit einem unterdurchschnittlich niedrigen Einkommensniveau zu finden ist.

Pacht überwiegt

Auch bei den Betriebsstrukturen zeigt die INLB-Analyse erwartungsgemäß große Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten. Über die höchsten Vermögenswerte verfügten mit durchschnittlich rund 3,1 Mio. Euro beziehungsweise 2,7 Mio. Euro die niederländischen und dänischen Betriebe. Zurückzuführen ist das laut DG AGRI unter anderem auf die sehr hohen Bodenpreise sowie den großen Anteil von investitionsintensiven Betriebsformen.

Die geringsten Vermögenswerte wiesen mit 55.000 Euro die landwirtschaftlichen Betriebe in Rumänien auf. Dort dominieren weniger kapitalintensive Bewirtschaftungsformen. Hinzu kommen eine geringere Flächenausstattung und niedrige Bodenpreise.

Ein durchschnittlicher landwirtschaftlicher Betrieb in der EU verfügte gemäß dem INLB im Jahr 2018 über 37 ha. Allerdings gibt es auch hier erhebliche nationale Unterschiede. In der Slowakei waren es im Schnitt 445 ha, in Malta 3 ha. Genutzt wird dabei überwiegend fremdes Eigentum. In der gesamten Gemeinschaft wurde 56 % der bewirtschafteten Flächen gepachtet.

Quelle: AgE
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